Nepal-Blog: Herbst 2014 – Teil 1

Von Berlin nach Nepal

Herr Dr. Lohmann im Einsatz für INTERPLAST Germany e.V.

1996 gründete der gemeinnützige Verein INTERPLAST Germany e. V. ein medizinisches Hilfsprojekt für Plastische Chirurgie in Kathmandu. In Kooperation mit dem nepalesischen Partner Sushma Koirala Memorial Trust wurde das Sushma Koirala Memorial Hospital (SKM-Hospital) in Sankhu eröffnet. Es trägt sich fast ausschließlich aus privaten Geld- und Sachspenden, die überwiegend aus Deutschland kommen. Zusätzlich wird das Projekt durch den vielfältigen ehrenamtlichen Einsatz vieler engagierter Ärzte und Helfer, die nach Nepal reisen, unterstützt. Alle ausländischen Ärzte und Fachkräfte arbeiten ausschließlich ehrenamtlich und unentgeltlich, zahlen meist ihre Flüge selbst.

Bereits im Jahr 2012 leistete Lohmann & Birkner mit einer Weihnachtsspende einen Beitrag, um dieses Projekt zu unterstützen. Das finanzielle Engagement soll nun in diesem Jahr auch durch den persönlichen Einsatz von Herrn Dr. Lohmann ergänzt werden.

Am Sonntag, den 16.11.2014 um 21:50 Uhr ging es los. Herr Dr. Lohmann flog zusammen mit einem rotarischen Freund und Kollegen Dr. Jürgen Hussmann, Plastischer Chirurg und Priv. Doz. aus Berlin, über Abu Dhabi nach Nepal. In den nächsten zwei Wochen wird er dort als Chirurg die Arbeit der Ärzte vor Ort unterstützen.

„In seinem ersten Leben war er Chirurg.“ sagt Dr. Lohmann gern. Nun tritt er mit dieser Reise auch eine kleine Zeitreise in sein früheres Leben an. Wir werden an dieser Stelle von seinem Einsatz vor Ort berichten.

Weitere Informationen zu dem Hilfsprojekt finden Sie hier: http://www.nepalhospital.de/

Tag 1 – Sonntag. der 16.11.2014 – Anreise nach Nepal

Am Sonntag um 21:50 Uhr ging unser Flug in Berlin los. Nach ca. 6h Flugzeit sind wir in Abu Dhabi gelandet und hatten dort einen dreistündigen Aufenthalt. Der Flughafen war noch voller als ich es von Tegel kenne. Auf dem Anschlussflug, mit einer wunderbaren Sicht über Dubai, (siehe Fotos von der Palmeninsel und den großen Hotels) ging es über den Iran, Pakistan und Indien weiter nach Kathmandu.

Nach dem Start fliegt man knapp über eine ca. 3.000 Meter hohe Gebirgskette hinein ins Kathmandu-Tal. Am Horizont konnte man aus dem Flugzeug heraus das Himalaya Gebirge sehen. Das war wirklich sehr beeindruckend.

Beim Anflug auf Kathmandu, bekamen wir nicht gleich eine Landeerlaubnis, so dass unser Flugzeug ca. 45 Minuten lang seine Kreise über die Stadt fliegen musste, bis wir dann zur Landung ansetzen konnten. Nach einer problemlosen Einreise, konnten wir unsere Koffer sehr schnell entgegennehmen. Dann war auch schon das Team zur Abholung da. Mit einem Geländewagen (rechts gelenkt, linke Seite gefahren) fuhren wir ca. 1h zum Krankenhaus.

Der Verkehr ist irre: Jeder fährt wie und wo er will, die einzige Regel lautet: Mal sehen, was geht. Fußgänger, Fahrradfahrer, Mopeds, Motorräder, Autos, Busse und LKW bilden ein Knäuel. Es wird viel gehupt und Kontakt zu anderen Verkehrsteilnehmern wird hingenommen. Die Schlaglöcher sind so tief, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie Motorräder länger als einige Tage auf diesen Straßen überleben. Dazu werde ich einmal ein Video aufnehmen.

Im Krankenhaus angekommen, wurden wir sehr freundlich aufgenommen und nach dem Abendessen (die deutschen Mediziner kochen abends immer gemeinsam) war ich todmüde.

Tag 2 – Montag. der 17.11.2014 – Im Krankenhaus und Besuch eines Klosters

Bilder aus dem Krankenhaus und von der Umgebung

Heute haben wir um 7:30 Uhr gefrühstückt und um 8:15 Uhr war die Frühbesprechung des Krankenhauses. Alle Ärzte (Einheimische und Gäste) waren anwesend und es wurde über die Nacht berichtet. Anschließend haben wir bei allen Patienten eine Visite mit dem gesamten Team (Ärzte und Pflege) durchgeführt. In der Regel waren die ersten schon ein Zimmer weiter als der Rest. Die typischen Erkrankungen waren Verbrennungen oder Verletzungen, die zu Hautdefekten geführt hatten. So hatte ein Patient eine große Gesichtsverletzung, die auf der einen Gesichtshälfte nur mit einer Lappenplastik versorgt werden konnte, welche auch das Auge bedeckt. Das andere Auge kann nur noch hell und dunkel unterscheiden. Da gerade ein Gynäkologie-Team vor Ort ist, das diese Woche die erste gynäkologische endoskopische Operation in Nepal durchgeführt hat, sind einige Patientinnen mit Inkontinenz in der Klinik. Die Patientenzimmer haben keine Heizung und keine Toilette oder Dusche. Die Angehörigen kümmern sich meist um das Waschen der Wäsche und die Versorgung der Patienten. Bis zu sechs Patienten teilen sich ein Zimmer und zwischen Erwachsenen und Kindern wird nicht unterschieden. Der Standard gilt allerdings für nepalesische Verhältnisse als sehr hoch.

Anschließend ging es in den OP. Der erste Patient hatte nach einer Unterschenkelfraktur, die mit einem Fixateur extern versorgt war, einen Hautdefekt, der auch die Tibia hervorscheinen ließ. Dieser Defekt wurde mit einer Verschiebeplastik und Spalthaut abgedeckt. Der nächste Patient war als Kind in ein großes Fleischermesser gefallen, das praktisch sein gesamtes Gesicht einmal durchschnitten hatte. Seine Narben waren zwar korrigiert worden, aber es war zu einer Nekrose in einem Randbereich gekommen. Dieser Defekt wurde ausgeschnitten und die Wange und der Bereich um das Ohr mobilisiert, so ließen sich die Bereiche wieder adaptieren.

Tag 3 – Dienstag. der 18.11.2014 – Die erste OP und Campvorbereitungen

Der Tag begann wieder mit der Frühbesprechung und Visite. Anschließend haben wir einen Patienten mit einem sakralen Dekubitus bei Querschnittlähmung operiert. Ein ca. 12cm großer Defekt wurde mittels zweier V-Y-Plastiken verschlossen. Ein weiterer neuer Patient hatte einer Unterschenkelfraktur, die nach Reposition mit einem Gips versorgt wurde.

Im Anschluss durfte ich an einer Besprechung der Krankenhausleitung teilnehmen, bei der die Planung für das nächste Jahr besprochen wurde. Die großen geplanten Investitionen sind eine Verbesserung des Notstromaggregates (heute fiel während der OP zweimal das Licht aus), Monitore für die Verbrennungsbetten und Instrumente für den OP. Die Kosten von ca. € 90.000 werden von dem gemeinnützigen Verein Interplast e.V. übernommen. Gleichzeitig ist eine Ausweitung von Camps zur Information von Patienten in den entlegenen Bereichen Nepals geplant.

Als nächstes sahen wir ein 13 Jahre altes Mädchen, das vor einem Jahr schwere Verbrennungen erlitten hatte und sowohl im Gesicht, als auch an Hals und Extremitäten massive Narbenbildung davongetragen hat. Beide Eltern waren Ärzte, so dass Dr. Hussmann sehr ausführlich auf die aktuellen Verbesserungsmöglichkeiten einging und den Eltern und dem sehr liebenswerten Mädchen alle Therapieoptionen erläuterte.

Anschließend war die Besprechung für das morgen startende Camp: Wir fahren mit einem Bus, der eine komplette Krankenhausausstattung inkl. OP und Narkosegerät geladen hat, mit 14 Personen in die Provinz Doti im Osten Nepals.

Die Fahrt dorthin wird zwei Tage dauern und wir werden in Nepalgung übernachten. Am dritten Tag bauen wir den OP auf und beginnen mit Untersuchungen. Am vierten, fünften und sechsten Tag wird dann, neben den Untersuchungen, auch operiert. Am sechsten Tag wollen wir nachmittags das Camp wieder abbauen und verladen, um dann zurück nach Sankhu zu fahren.

Da es morgen bereits um 5:00 Uhr losgeht, werden wir um 4:00 Uhr aufstehen müssen. Heute werden noch alle Sachen gepackt. Ich bin sehr gespannt auf die Fahrt durch Nepal und die Arbeit im Camp.

Tag 4 – Mittwoch, der 18.11.2014 – Auf dem Weg zum Camp

Nachdem der Wecker um 4:00 Uhr geklingelt hat und halbwegs warmes Wasser zum Duschen bereitstand, haben wir um 4:30 Uhr kurz gefrühstückt. Um 5:00 Uhr saßen wir bereits im Bus. Etwas später waren auch die anderen Mitfahrer, die in der Nähe des Krankenhauses wohnen, da. Nach einer sehr herzlichen Verabschiedung, ging es dann auf die Straße. Neben dem Fahrer gab es einen Assistenten, der Ausschau hielt, ob wir um die Ecken kommen und nicht mit den Kisten auf dem Dach an Kabeln hängen bleiben. Im Zweifelsfall wurde das Kabel mit einer Stange einfach angehoben.

Auf dem Weg nach Kathmandu herrschte so früh schon Berufsverkehr und wir kamen nur mühsam voran. Es war stockdunkel und nur ein Teil der Fahrzeuge hatte funktionierende Scheinwerfer. Bis hinter Kathmandu haben wir dann die Mannschaft zusammengesammelt.

Als nächstes musste die Bergkette südlich der Stadt überquert werden. Das war wieder ein echtes Abenteuer. Auf den Serpentinenstraßen kamen uns oft Lkw entgegen, die noch mitten im Überholvorgang waren. Und das, obwohl es keine echten Absperrungen gibt und es direkt neben der Straße mehrere hundert Meter in die Tiefe geht. Aber unser Fahrer hat auch diese Situationen gut gemeistert. Nach dem Frühstück und Mittag in Landrestaurants, ging es auf die letzte Etappe für heute. Um 19:30 Uhr sind wir im Hotel angekommen.

Auf den Straßen ist alles parallel unterwegs: Ziegen, Rinder, Hunde, Radfahrer, Rikschas, Fußgänger, PKW, Lkw, Motorrad und Bus. Das klappt nicht immer: direkt neben meinem Fenster sind ein Fahrrad und ein Roller kollidiert.

Bei der Fahrt durch die verschiedenen Regionen haben wir gesehen, wie unterschiedlich die Menschen in Nepal leben: von Backsteinhäusern bis zur Strohhütte mit offenem Feuer war alles dabei. Offene Feuer findet man hier noch sehr viele. Auch in der Stadt haben einige Frauen ein Lagerfeuer am Straßenrand gemacht, um zu kochen. Da ist es kaum verwunderlich, dass es pro Jahr ca. 55.000 Brandverletzte gibt.

Da dies wahrscheinlich der letzte WLAN-Hotspot bis zur Rückkehr ins Krankenhaus sein wird, gibt es erst in einigen Tagen den Bericht über das Camp.

Tag 5 – Donnerstag, der 19.11.2014 – Auf dem Weg zum Camp (Tag 2)

Heute wollten wir um 7:15 Uhr vom Hotel aus losfahren, da die Straße zum Teil durch ein Militärgebiet führt und das Militär die Durchfahrt erst ab 7:00 Uhr zulässt. Plötzlich stellte sich aber heraus, dass der Plastische Chirurg der Universitätsklinik vor Ort (Nepalgunj Teaching Hospital, http://www.ngmc.edu.np/) auch noch zum Camp mitkommen wollte. So verzögerte sich unsere Abreise und wir nutzen die Gelegenheit, uns vorher noch das Krankenhaus anzusehen. Es gilt als eines der besten in der Region. Die Bilder wurden vor allem auf der Verbrennungsstation aufgenommen. Der große Kasten am Pflegestützpunkt ist eine Klimaanlage. Im Sommer soll es bis zu 47 Grad Celsius warm werden. Die Flecken an den Wänden und Türen kommen vom Spucken. Die Menschen kauen Betelnüsse und spucken aus. Das ist natürlich verboten und es hängen entsprechende Schilder in den Fluren.

Nachdem es endlich losging, kamen wir auf unserem Weg auch an einem Nationalpark vorbei. Dort haben wir Krokodile und Delfine gesehen. Neben Tigern, Leoparden und Schlangen, gibt es hier in Westnepal auch Elefanten, Affen (sind oft auf der Straße) und Bären. Mittags hielten wir wieder an einem Restaurant. Das war aber anscheinend noch nicht auf Gäste vorbereitet, so dass wir etwa eine Stunde auf das Essen gewartet haben. Ein Junge wurde erst losgeschickt, ein Huhn zu fangen, das er nach wenigen Minuten an uns vorbei in die Küche trug. Das Essen war dann (wie praktisch immer mittags und abends) Daal Bhaat, das sind Linsen mit Reis. Manchmal gibt es zur Verfeinerung Kartoffeln, Blumenkohl oder Hühnchen (das ganze Huhn wird mit Knochen kleingehackt) dazu.

Nachmittags fuhren wir dann durch ein Gebirge weiter nach Dipayal. Dabei haben wir wunderbare Landschaften mit den für die Landwirtschaft angelegten Terrassen gesehen. Außerdem konnten wir einen Blick auf die schneebedeckten Berge in der Ferne werfen.

Abends um 20:30 Uhr sind wir dann am Hotel angekommen. Die Zimmer waren eher einfach: Die Klobrille liegt nur lose auf und die Dusche fördert nur eiskaltes Wasser. Wir haben jedoch in der Nacht nicht gefroren (neben dem Schlafanzug, hatte ich eine Fleecejacke an) und die Matratze von ca. 5cm Dicke war gar nicht mal so unbequem.

Nach dem Abendbrot (Daal Bhaat) haben wir mit dem leitenden Arzt des Camps noch ein Bier getrunken und sind dann müde ins Bett gefallen.

Tag 6 – Freitag, der 20.11.2014 – Campaufbau und die ersten Patienten

Heute ging es mit dem Camp los. Als wir am Doti District Hospital in Dipayal ankamen war etwas unklar, wo wir hin sollen. Wir haben die Zeit genutzt um das Emergency Department und den OP-Bereich zu erkunden. Einige Bilder dazu zeigen eine für deutsche Verhältnisse nicht vorhandene Ordnung und Sauberkeit. Aber den ganzen Tag wurden dort weiter Patienten gesehen.

Wir haben schließlich den OP-Bereich bekommen und das Team hat sich an das Abladen gemacht und die Räume innerhalb von ca. 3h in einen nutzbaren OP mit Sprechzimmer, OP-Saal, Aufwachraum und Verbandszimmer verwandelt. Nach dem Durchfegen (mit vielen interessanten Dingen im Abfall) und Durchwischen wurde alles geputzt und mit grünen Tüchern behängt. Die Kisten wurden ausgepackt, OP-Tische aufgebaut, Lampen installiert und los ging es. Wir haben heute 45 Patienten gesehen und sieben Operationen wurden gleich durchgeführt. Sehr berührend sind die Schicksale. Auf den Fotos ist ein kleiner Junge zu sehen, der seit der Geburt ein disloziertes Sprunggelenk hat. Er muss warten, bis er ausgewachsen ist, dann wird er operiert. Eine junge Frau hatte als Kind eine Unterarm Fraktur. Der Gips war zu eng und sie bekam eine Volkmann-Kontraktur. Die Folge ist auf den Bildern zu sehen. Sie wurde zur OP in das SKM-Hospital einbestellt. Eine andere junge Frau hatte als kleines Kind eine Verbrennung am kleinen Finger. Die Narbe hat zum Wachstumsende des kleinen Fingers und zu einer entsprechenden Kontraktur geführt. Da sie im Moment schwanger ist wurde ihr empfohlen den Finger anschließend amputieren zu lassen.

Nach dem Mittagessen in der Krankenhauskantine (in der auch ein Motorrad stand, es gab wieder Daal Bhaat) wurde es etwas ruhiger und ich konnte eine kleine Datenbank zur Datenerfassung der Patienten schreiben. Vielleicht gelingt es uns ja Checkpad MED in einer Basisversion für Entwicklungsländer auszubauen. Bedarf wäre hier ganz sicherlich. Im gesamten Kathmandu-Tal soll es drei Krankenhäuser mit digitalen Daten geben.

Auf dem Rückweg ins Hotel haben wir noch schnell einen Hindu-Tempel angeschaut. Im Hotel angekommen erfuhren wir, dass es einen Durchlauferhitzer gibt. In einer kleinen Lücke in der Warteschlange bin ich schnell in eine Schüssel gesprungen und habe mich kurz aus einem Gartenschlauch mit warmem Wasser angefeuchtet, eingeseift und wieder abgespült. Das war sehr gut. Gleich geht es zum Abendbrot. Gerüchte besagen, dass es Daal Bhaat geben soll.

Tag 7 – Samstag, der 21.11.2014 – Der erste Camptag

In Nepal ist der Samstag der arbeitsfreie Tag. Daher war im Krankenhaus, neben unserer Aktivität, auch nicht viel los. Am Sonntag war es ganz anders. Um 8:00 Uhr fuhren wir vom Hotel los und Dr. Hussmann und ich verbrachten dann praktisch den ganzen Tag im OP. In der Rettungsstelle und im Kreissaal herrschte Hochbetrieb. Wir haben viele kleinere OPs durchgeführt. Neben einer frozen sholder, einem großen Tumor am Oberarm waren auch einige Verschiebelappen bei Verbrennungsnarben oder die Entfernung von kleinen Tumoren dabei. In der Ambulanz wurden wieder sehr viele Patienten angesehen. Die einfacheren OPs wurden für den nächsten Tag geplant, größere Eingriffe, wie Kiefer-Gaumen-Spalten und mehrere Bärenbisse im Gesicht, wurden ans SKM-Hospital überwiesen.

Gleich neben unserem OP befand sich der Kreißsaal, in dem heute eine Geburt nach der nächsten stattfand. Bei den Geburten war praktisch die gesamte Familie anwesend. Am offenen Fenster standen immer einige Frauen und beobachteten den Fortgang der Entbindung. Bevor die Schwangeren zur eigentlichen Entbindung in das Krankenhaus kamen, wurden sie vor dem Krankenhaus von bis zu drei anderen Frauen massiert und gepflegt.

Die hygienischen Verhältnisse unterscheiden sich doch sehr stark von denen in Deutschland. Unsere Schwestern hatten unseren Teil des OPs top hergerichtet, aber eine Fliege war heute unser stetiger Begleiter. Auch die Spinnen an der Wand haben niemanden wirklich gestört. Da praktisch keine Schleusen existieren, lässt sich nicht verhindern, dass plötzlich während der OP Angehörige oder andere Patienten im OP auftauchen. Um effektiv operieren zu können, hatten wir zwei Tische in einem OP aufgestellt. In dem Raum ging es etwas beengt zu. Deutsche Standard-OPs sind praktisch viermal größer.Der Kauter für die Elektrokoagulation wurde von beiden Tischen gleichzeitig genutzt und nach der Nutzung lediglich mit Alkohol abgespritzt. Für den nächsten Einsatz wurden sie im Verpackungspapier der OP-Handschuhe aufbewahrt. Auf den Transportkisten, die zu einem Sideboard umfunktioniert, waren, lagerten in Kästen die für die OP zusammengestellten Instrumente. Da die Patienten einfach barfuß in den OP gelaufen kamen und nach der OP (meist Lokalanästhesie) aufgestanden sind, um im Aufwachraum noch kurz zu verweilen, hatten wir traumhaft kurze Wechselzeiten. Als wir uns z. B. zur Mittagspause umgezogen hatten, war der letzte Patient schon am Ausgang und vereinbarte den Termin zum nächsten Verbandswechsel. Insgesamt ist unser Camp-Krankenhaus voll funktionsfähig, da wir von der Anmeldung bis zur Sterilisation alles dabei hatten. Wir hatten sogar einen Aufwachraum und ein voll ausgestattetes Verbandszimmer.

Nach dem anstrengenden OP-Tag sind wir dann ca. eine Stunde zu Fuß bis zum Hotel gelaufen. Als weiße Ausländer waren wir, gerade bei den Kindern, eine Sensation. Manchmal wurden wir mehrfach mit Namasta begrüßt. Einige Kinder konnten sich das Lachen nicht verkneifen, wenn sie uns drei schneeweiße und große Personen (ich bin ja nicht wirklich groß) sahen.
Einmal hatte ich etwas Sorge, dass ein Kind gegen etwas läuft oder den Hang hinabstürzt, da es den Blick gar nicht von uns abwenden konnte.

Heute Abend wird nepalesisch gegrillt. Ich bin sehr gespannt.