1996 gründete der gemeinnützige Verein INTERPLAST Germany e. V. ein medizinisches Hilfsprojekt für Plastische Chirurgie in Kathmandu. In Kooperation mit dem nepalesischen Partner Sushma Koirala Memorial Trust wurde das Sushma Koirala Memorial Hospital (SKM-Hospital) in Sankhu eröffnet. Es trägt sich fast ausschließlich aus privaten Geld- und Sachspenden, die überwiegend aus Deutschland kommen. Zusätzlich wird das Projekt durch den vielfältigen ehrenamtlichen Einsatz vieler engagierter Ärzte und Helfer, die nach Nepal reisen, unterstützt. Alle ausländischen Ärzte und Fachkräfte arbeiten ausschließlich ehrenamtlich unentgeltlich und zahlen in der Regel ihre Flüge selbst. Auch die benötigten Lebensmittel und Getränke für das Frühstück und Abendessen bringen die ehrenamtlichen Helfer von zu Hause mit.
Bereits das vierte Mal reist Herr Dr. Rüdiger Lohmann für zwei Wochen nach Nepal, um dieses Projekt zu unterstützen. In diesem Blog berichtet Dr. Lohmann täglich von seinen Erfahrungen und beschreibt die Verhältnisse im Krankenhaus und im Camp.
Weitere Informationen zu dem Hilfsprojekt finden Sie hier: www.nepalhospital.de
Bereits zum vierten Mal reist Herr Dr. Lohmann mit Interplast Germany e.V. nach Nepal und berichtet von seinen Erlebnissen.
Tag 1 – Freitag, der 17.03.2017
Abends um 21:35 Uhr ging es wieder los nach Nepal. Jürgen Hußmann ist schon einen Tag früher geflogen. Eigentlich sollte mich Michael Beaumont, einer der Entwickler des Checkpad MED aus Freiburg, begleiten. Allerdings war das Flugzeug, das ihn aus Stuttgart nach Berlin bringen sollte, defekt. Daher war er nicht rechtzeitig in Berlin und konnte am Freitag noch nicht mitfliegen.
Tag 2 – Samstag, der 18.03.2017
Morgens um kurz nach 06:00 Uhr bin ich in Abu Dhabi gelandet. Der Flughafen war sehr voll, da gerade alle Maschinen aus der ganzen Welt ankamen. Die Lounge leerte sich dann aber recht schnell und um kurz nach 10:00 Uhr ging es weiter nach Kathmandu.
Das Wetter dort war schlecht. Daher mussten wir einige Warteschleifen ca. 80 km südlich vom Flughafen drehen. Der Anflug geht durch ein Tal, sodass rechts und links Berge auf Höhe des Flugzeugs zu sehen sind. Wegen des starken Regens sind wir jedoch durch Wolken geflogen und haben die Berge nur ab und zu gesehen. Ich hatte die Hoffnung, dass der Pilot wusste was er tat. Die Landung hat aber gut geklappt.
Nach den relativ kurzen Einreiseformalitäten ging es nach Draußen. Zunächst war niemand da, um mich abzuholen. Nach wenigen Minuten tauchte jedoch ein Mitarbeiter des Krankenhauses auf, der mich einsammelte. Die Straßen sind aktuell in einem gruseligen Zustand. Durch die nach dem Erdbeben vermehrte Bauaktivität, die jetzt endlich losgegangen ist, fahren sehr viele LKWs über die Straßen. Dies führt dazu, dass die Straßen noch schneller zerstört werden als vorher. Vom Krankenhaus wird nur noch sehr begrenzt nach Kathmandu gefahren. Das Ziel ist, möglichst alle notwendigen Fahrten zusammenzulegen und lieber eine Stunde in der Stadt zu warten, als noch einmal die Strecke fahren zu müssen.
Jürgen, Hein und einige weitere Ärzte hatten eine Rundfahrt in den Norden von Kathmandu unternommen und sich dabei etwas verfahren. So wurden aus einer 3h-Fahrt eine 9h-Fahrt. So waren sie nicht rechtzeitig zurück, um mich vom Flughafen abzuholen.
Die Ankunft im Krankenhaus war wieder sehr herzlich. Da Samstag der freie Tag der Woche ist, war es jedoch recht leer. Nach dem gemeinsamen Abendessen bin ich dann recht müde ins Bett gefallen. Das Zimmer ist dieses Jahr so kalt, wie ich es noch nie erlebt habe. Bis vor einer Woche waren nachts Minusgrade und eine Heizung gibt es nicht. Der Aufenthalt im Zimmer geht eigentlich nur, wenn man sich sofort ins Bett verkriecht.
Tag 3 – Sonntag, 19.03.2017
Um 07:30 Uhr wurde gemeinsam gefrühstückt und um 08:15 Uhr war die erste Frühbesprechung. Es war sehr schön, das ganze Team wiederzusehen. Dr. Santosh war im letzten Jahr zur Ausbildung in Indien, sodass wir ihn nicht sehen konnten. Dieses Jahr fährt er wieder mit ins Camp.
Nach der Visite hatten wir um 10:00 Uhr eine große Besprechung mit dem Forschungsteam unseres Projektes zur Erfassung der Versorgung von Verbrennungsopfern in Nepal. Fast 5.000 retrospektive Krankenakten der letzten fünf Jahre wurden aufgenommen und ca. 700 prospektive Fälle sind schon erfasst. Da die Erfassung noch einige Wochen läuft, hoffen wir auf ca. 1.000 prospektive Fälle. Weiterhin wurden 20 Gruppeninterviews durchgeführt, in denen Frauen und Männer zu ihrer Erfahrung und ihrem Wissen zu Verbrennungen befragt werden konnten.
Nachmittags sind Jürgen und ich dann nach Sankhu gelaufen, um uns den Fortschritt des Wiederaufbaus anzusehen. Sankhu war vor zwei Jahren durch das Erdbeben in weiten Bereichen zerstört worden und es kamen ca. 100 Menschen ums Leben. Im Vergleich zu vor einem Jahr gab es massive Fortschritte. Ca. 80 % der zerstörten Häuser sind jetzt Baustellen. An den Tempelanlagen ist jedoch noch kein Fortschritt sichtbar.
Da plötzlich starker Regen einsetzte sind wir auf ein Bier eingekehrt und erst um 18:30 Uhr wieder im Krankenhaus gewesen. Kurz vorher ist Michael eingetroffen, der den Flieger 24h später nehmen musste.
Tag 4 – Montag, 20.03.2017
Morgens haben wir nach der Frühbesprechung und der Visite Michael in die IT des Krankenhauses eingewiesen und begonnen die aktuellen Versionen von Checkpad MED herunterzuladen. Die Netzgeschwindigkeit ist weiterhin nicht die höchste, dafür ist das Internet aktuell recht stabil. Es wurde auf einem nahegelegenen Berg eine Sendestation eingerichtet, mit der eine Verbindung hergestellt wurde. Letztes Jahr wurde beim Straßenbau noch fast jeden Tag die Leitung zerstört.
Nachmittags wurden wir in den neuen Brunnen eingewiesen. Um die Wasserzufuhr für das Krankenhaus unabhängiger zu gestalten, wurde neben der Leitung vom Nachbarberg ein Brunnen gebohrt. Da das Wasser sehr eisenhaltig ist und noch Ammoniak enthält, muss es aufbereitet werden. Dafür wurde ein Sandfilterbecken gebaut. Mit nur einer Pumpe ist es nun möglich eine Menge von ca. 30.000 Liter Wasser pro Tag zu fördern. Der aktuelle Bedarf liegt bei ca. 20.000 Litern.
Weiterhin haben wir die Ergebnisse der Studie bewertet und besprochen, welche weiteren Auswertungen sinnvoll sind. Am kommenden Mittwoch sind wir in Kathmandu und sind schon sehr gespannt, wie lange wir fahren.
Tag 5 – Dienstag, der 21.03.2017
Nach der morgendlichen Visite haben wir uns um die Datenverarbeitung gekümmert. Es wurden die Anpassungen an Checkpad MED besprochen, um die Nutzung in Nepal einfacher zu machen. Den Rest des Tages haben wir damit zugebracht, die ersten Auswertungen der Studie zu analysieren und Vorschläge zu machen, wie die Analysen einfacher und besser gemacht werden könnten.
Nachmittags haben wir dann eine Wanderung auf den Berg an der anderen Seite des Tals unternommen. Zum Abendessen hat Jürgen dann sein legendäres Schweinefilet mit Gorgonzolasoße zubereitet.